Camperlife,  Fotografie,  Frankreich,  Italien,  Roadtrips,  Schweiz

Drei Länder Herbstreise – unterwegs in Frankreich, Italien und der Schweiz

Wir haben zwei Wochen Herbstferien und wissen nur eines ganz genau: zuerst werden wir nach Frankreich fahren und zwar in die Bourgogne oder zu deutsch ins Burgund. Wohin es dann für uns weitergeht, ist völlig offen, wir wollen es vom Wetter abhängig machen. Dass es am Ende eine Reise durch drei Länder wird hat sich dann so ergeben……

1. Etappe – Burgund in Frankreich

Meursault - Blick aus den Weinbergen

Unser erstes Ziel dieser Reise in den goldenen Herbst ist Meursault im französische Burgund. Wir sind dort mit der kleinen Familie meiner Tochter und deren Schwiegereltern verabredet. Bleiben werden wir vier Tage. Bei Meursault befindet sich ein sehr schöner Campingplatz der Gruppe Huttopia*, die ihre Plätze wann immer möglich, sehr naturnah gestaltet. Der Blick auf den Ort und die Umgebung ist wunderschön und wir sind sofort angetan von der Gegend.

Camping Hutopia Meusault - Drohne

Blick auf Meusault vom Campingplatz

Das Burgund oder die Bourgogne liegt im Herzen Frankreichs. Dank der aussergewöhnlichen klimatischen Bedingungen und der einzigartigen Bodenbeschaffenheit wird dort schon seit 2000 Jahren mit der beste Wein Frankreichs produziert. Die Côte d’Or, beherbergt die wohl besten Lagen des burgundischen Weinanbaugebietes. Getrennt wird sie in die Côte de Beaune im Süden und der Côte de Nuits im Norden. Geprägt wird die Gegend durch die sogenannten Climats, die Rebparzellen.

Haus in Meusault

Was aber ist ein Climat? – Im Burgund wird jede einzelne Rebparzelle als Climat bezeichnet, dh. der Begriff bezieht sich auf den Standort der Reben, also auf das Terroir. Diese Climats wurden über Jahrhunderte hinweg genau benannt und begrenzt, jedes besitzt eine eigene Geschichte und für den Wein viel wichtiger, ganz spezifische geologische und klimatische Eigenschaften. Viele der Climats sind von Steinmauern umgeben, den sogenannten Clos (was eingeschlossen bedeutet) und sind so vom Nachbar-Climat abgegrenzt. Zwischen Dijon, Beaune und Maranges gibt es über 1200 solcher Climats, die seit 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Climat- Meursault

Meursault

Der Ort liegt ca 10 km südlich von Beaune, in dem Teil des Burgunds, wo die grossen burgundischen Weissweine produziert werden. Die kleine Gemeinde mit ihren ca. 1500 Einwohner kann getrost als Hauptstadt des französischen Weissweins bezeichnet werden. Die Rebsorte Chardonnay, auch einfach nur der „Meursault“ genannt, entstammt dem aussergewöhnlichen Terroir der Gegend. Schon 1098 begannen die Mönche von Cîteaux mit dem Weinbau in dieser Gegend und auch ein Thomas Jefferson, 3. Präsident der Vereinigten Staaten, liebte den „Meursault“.

Meursault - Blick aus Süden

Bei einem Bummel durch die verwinkelten Gassen gibt es viel zu entdecken: Herrenhäuser, schöne Handels- und Winzerhäuser, alle erbaut aus Kalkstein der umliegenden Steinbrüche. Kleine Geschäfte, Boutiquen und Restaurants und natürlich Möglichkeiten Wein zu kosten. Das Rathaus, das Hôtel de Ville, dessen Dach mit wunderschönen glasierten Ziegeln gedeckt ist, wurde auf den Überresten einer alten Festung erbaut und thront, weithin sichtbar, oben auf dem kleinen Hügel im Ortskern.

Das Rathaus von Meursault

Die Chateaus von Meursault

Drei Schlösser, allesamt in den Weinbergen gelegen, hat Meursault zu bieten:

Château de Meursault mit Weinkellern aus dem 14. und 16. Jahrhundert, die zu den schönsten Burgunds gehören und die man natürlich zu einer Weinprobe besuchen kann.

Château de la Velle, mit dem Aussehen eines mittelalterlichen Kastells. Dort kann übernachtet werden, ausserdem ist es ideal für Gruppen.

Château Hôtel La Cueilette, ist mittlerweile ein 4-Sterne – Hotel. Geboten wird alles, was das Herz begehrt. Inklusive die Aussicht von der Terrasse des Hotels auf den ersten Clos (von Mauern umgebene Rebparzelle), der 1098 den Zisterziensern geschenkt wurde.

Auf dem Voie de Vignes

Was besonders viel Spass macht, ist eine Radtour durch die Weinberge. Der „La Voie des Vignes“, ein ca 80 km langer Radweg erstreckt sich von Dijon nach Beaune und dann weiter bis nach Nolay. Dieser Weg, der auch Wanderern offen steht, schlängelt sich vorbei an wunderschönen kleinen Dörfern, an Châteaus, Weingütern und führt an den besten Climats (Weinlagen) entlang. Durch den geringen Höhenunterschied, den vielen Möglichkeiten irgendwo Halt zu machen und auch einzukehren, ist der Voie des Vignes auch für diejenigen gut zu bewältigen, die sonst nicht so sportlich unterwegs sind.

Beaune – Hauptstadt des Burgunderweins

Ein Besuch in dieser wunderschönen Stadt ist ein absolutes Muss, bietet sie doch als Hauptstadt der Burgunderweine eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten: Alten, wie das Hospices de Beaune und Neuen, wie die Cité des Climats et vins de Bourgogne, welche 2023 erst eröffnet wurde.

Haus in Beaune

Innenhof in Beaune

Es ist Markt und vor allem findet an diesem Wochenende ein Jazz-Festival statt. Überall in den Strassen und Plätzen spielen Bands, entsprechend ist viel los an diesem Samstagvormittag. Die Stimmung ist entspannt und fröhlich, die vielen Bistros und Restaurants sind gegen Mittag gut gefüllt.

Strassenmusiker Beaune

In den Strassen von Beaune

Wir spazieren durch die engen Gassen und bewundern die schönen Häuser, bevor wir die absolute Hauptattraktion von Beaune besichtigen werden.

Hôtel-Dieu de Beaune – Hospices de Beaune
Hospice de Beaune - Eingang

1443 legte Nicolas Rolin, Kanzler von Burgund, den Grundstein zu diesem einzigartigen Gebäude, das ab 1452 als Krankenhaus für die Armen in Betrieb genommen wurde. Er wollte zusammen mit seiner Frau Guigoven de Salin, den bedürftigen Menschen eine medizinische Versorgung bieten, die sonst für diese Menschen unzugänglich war. Das Hôtel-Dieu, der Palast der Armen, ist im gotischen Stil erbaut. Wandert unser Blick nach oben, können wir auf der dem Innenhof zugewandten Seite das, mit glasierten Ziegeln gedeckte Dach bewundern. Zur damaligen Zeit war dies ein absolutes Prestigesymbol. Normalerweise wurden nur Kathedralen oder fürstliche Residenzen mit solchen Ziegeln gedeckt. Nicolas Rodin wollte das Gebäude zum schönsten aller Krankenhäuser machen, daher finden sich auch wertvolle Wandteppiche, Gemälde und Mobiliar im Inneren.

Hospice de Beaune - Innenhof

Von Anfang an war es dem Kanzlerpaar wichtig, den Ärmsten der Armen wirksame Behandlungsmethoden zur Verfügung zu stellen. Besonders wichtig war ihnen hygienische Standards, die damals nicht der Norm entsprachen. Bis 1971 war das Hôtel-Dieu noch als Krankenhaus in Betrieb, danach als Altersheim, heute ist es ein Museum.

Der Besuch im Museum

Mit dem Kauf des Tickets erhält jeder Besucher einen Audio-Guide. Der lässt sich auf die eigene Sprache einstellen. Jeder kann ihm dann Informationen zum jeweiligen Standort während der Besichtigung entlocken. Es ist gut gemacht und kurzweilig, sogar für Kinder gibt es eine eigene Version, versehen mit Rätseln und kleinen Aufgaben.

Es ist wirklich beeindruckend, was wir auf dem Rundgang durch das Hospice alles entdecken können. Ich bin erstaunt, wie fortschrittlich das Denken damals in Sachen Hygiene schon war. In der Apotheke entdecke ich auf den Steinguttöpfen die Aufschrift „Kellerasselpulver“ oder „Fischleim“, aber auch heute noch gebräuchliche Heilkräuter und Wirkstoffe. Wir erfahren auch, wie wichtig eine gute Ernährung als Mittel zur schnellen Genesung eingeschätzt wurde.

Hospice de Beaune - Krankensaal

Finanziert wurde das Hôtel-Dieu – Hospices de Beaune seit jeher durch, wie kann es anders sein, dem Weinverkauf. Zum Hôtel gehören Climats in den allerbesten Lagen, die Domaines des Hospices de Beaune. Auch heute noch findet immer am 3. Sonntag im November die Weinversteigerung der Hospices de Beaune statt. Ein Drei-tägiges Event, welches Weinkenner aus der ganzen Welt anlockt. Die Preise, die auf der Auktion erzielt werden, gelten auch als Gradmesser der Weinpreise des entsprechenden Jahrgangs. Demnach gilt, werden hohe Preise erzielt, ist der gesamte Jahrgang teuer.

La Moutarderie Fallot

Wer kennt ihn nicht, den Senf aus Dijon? – Aber, so lernen wir in der Senffabrik der Familie Fallot, dieser Senf kann überall auf der Welt hergestellt werden. Er hat keine geschützte Ursprungsbescheinigung.

Aber von Anfang an: Die Moutarderie Fallot* hat ihren Sitz in Beaune und ist die letzte unabhängige familienbetriebene Senffabrik im Burgund, die Senf noch traditionell herstellt. Das heisst: alle verwendeten Produkte werden im Burgund angebaut. Die Senfkörner werden langsam mit einem Mühlstein gemahlen, verwendet wird das althergebrachte Rezept zur Senfherstellung. Wir erfahren, dass das auch bedeuten kann, dass die Senfproduktion abhängig vom Ertrag der Senfkörner ist. Bei unserem Besuch ist nur der Kauf von zwei Gläsern Senf pro Person möglich. Dieses Jahr war die Ernte schlecht.

Tipps für den Besuch

Für einen Besuch ist es ratsam, eine der zwei angebotenen Führungen zu buchen. Es gibt eine „moderne“, bei der ein Rundgang durch die Produktionsstätte stattfindet und eine „Reise in die Vergangenheit“, bei der man viel über die Geschichte des Senfs erfährt. Eine Anmeldung ist zwingend erforderlich. Wir wollten gerne in die „Vergangenheit reisen“, konnten aber mit viel Glück „nur“ noch die „Moderne“ Führung buchen. Aber wie so oft gilt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben, also beim nächsten Mal ist die Vergangenheit dran.

Im Eingangsbereich befindet sich eine moderne Verkaufboutique mit einer Senfbar. Dort probieren wir an den Zapfsäulen alle angebotenen Sorten durch. Manche sind mild, andere treiben uns die Tränen in die Augen, aber alle sind sehr lecker. Klar, decken wir uns mit mehreren dieser speziellen Senfsorten ein. Ach ja, auch das erfahren wir auf unserer Runde: nur der Moutarde de Bourgogne ist im Burgund mit heimischen Zutaten hergestellt, nur er besitzt die IGP (Indication Géographique Protégée).

Nach diesen wunderschönen Tagen in dieser Gegend, die uns rundum begeistert hat, fahren die anderen zurück und wir weiter zu unserem nächsten Ziel. Eins ist jedenfalls klar, die Bourgogne werden wir wieder einmal besuchen.

Lac d’Annecy

Lac d'Annecy

Als Teenager bin ich während einer Fahrt mit der Familie nach Südfrankreich an diesem See vorbeigefahren. Die wunderschöne blaue Farbe blieb mit stets in Erinnerung. Auf unserem Weg Richtung Alpen genau der richtige Ort für einen Übernachtungsstop. Nachdem wir also gemütlich mit unserem Grossen die Fahrt auf Nebenstrassen durch Frankreich genossen haben, kommen wir gegen Abend am See an und es regnet. Übrigens das einzige Mal während unserer Reise. Fotografieren fällt daher aus und wir machen uns auf die Suche nach einem Stellplatz. Jahreszeitlich bedingt sind fast alle schon geschlossen, aber auf Campingplatz Nr. vier ist noch Platz für uns.

Lac d'Annecy mit Booten

Der Morgen weckt uns mit Sonnenschein und so können wir den See mit seiner tollen Farbe doch noch gebührend bewundern und fotografisch festhalten. Das ist allerdings erst möglich, nachdem wir nach intensiver Suche und Dank google maps, endlich einen Parkplatz für unseren Grossen finden. Da sind Womos bis 3,5t und kleineren Abmessungen deutlich im Vorteil.

Lac d'Annecy - Fischer

Lac d'Annecy - Anlegestelle

Es ist schön am See. Die Nebelschwaden haben sich noch nicht ganz verzogen und hängen als Wolken in den Bergen. Es ist bereits schön warm und wir geniessen See und Stimmung. So langsam müssen wir eine Entscheidung treffen: bleiben wir in Frankreich oder zieht es uns doch eher nach Italien? Italien macht das Rennen und wir nehmen die Route über den Kleinen St. Bernhard Pass.

Kleiner St. Bernhard-Pass (2188 m ü. M.)

Kl. St. Bernhard - Drohne

Der Kleine St. Bernhard verbindet das französische Isèretal mit dem Aostatal in Italien. Die Grenze zwischen Frankreich und Italien verläuft über diese Passhöhe. Die Passstrasse wurde von Napoleon III. erbaut, benutzt wurde sie aber schon vor der Römerzeit. Auch im Zweiten Weltkrieg spielte der Pass eine unschöne Rolle. Am 19.August 1944 wurden auf italienischer Seite 28 französische Geiseln von den Nazis erschossen. Eine Gedenktafel am Grenzcafé erinnert heute noch an diese schreckliche Tat.

Kl. St. Bernhard - Ausblick Richtung la Rosière

Nach der Ortschaft Séez fahren wir über viele Serpentinen und Kehren immer weiter nach oben. Die Strasse ist gut ausgebaut und auch im Winter bis zum Skiort La Rosière gut befahrbar. Immer wieder bieten sich uns fantastische Ausblicke auf die umliegenden Berge, jetzt Anfang Oktober ist noch kaum etwas zu bemerken vom Herbst, der unweigerlich kommen wird. Neben den immer noch reichlich blühenden Blumen zeigen sich erste Herbstfarben, vor allem im Laub der vielen Heidelbeersträucher.

Heidelbeeren

Im XI. Jahrhundert wurde das Hospiz von Sankt Bernhard gegründet. Immer wieder wurde es durch Kriege und Feuer zerstört und genauso oft wieder aufgebaut. Im zweiten Weltkrieg wurde es wegen anhaltender Bombardierung verlassen. Seit seinem Wiederaufbau ab 1993 ist das Internationale Fremdenverkehrsbüro, sowie das Museum über die Geschichte des Passes, der Valdigne und der Landschaft Savoyen dort untergebracht.

Kl. St. Bernhard - Hospiz

Kl. St. Bernhard - Kleines Häuschen

Bevor wir auf der anderen Seite, nun schon in Italien, den Pass wieder runterfahren, haben wir noch einen schönen Blick auf den Mont Blanc, den höchsten Berg der Alpen – wunderschön.

Kl. St. Bernhard - Mont Blanc

Die italienische Seite der Passtrasse beginnt harmlos, hat es dann aber, je weiter wir hinunterkommen, in sich. Auch hier verläuft die Strasse z.T. in vielen Kurven und Serpentinen und vorbei an tief eingeschnittenen Tälern und Schluchten, die anders als auf der französischen Seite, kaum weite Ausblicke zulassen. Es zieht sich, daher werden wir im Aostatal irgendwo übernachten.

Der Lago d’Iseo und die Franciacorta

Iseosee

Nach einem gemütlichen Frühstück müssen wir wiederum entscheiden wie es weitergeht. Ligurien zu besuchen erscheint uns mit unserem Grossen nicht so attraktiv, wir denken immer noch an die Schwierigkeit einen Parkplatz zu finden am Lac d’Annecy. Also fahren wir an den Iseosee, mit der Aussicht ein (Wein-) Gebiet kennen zu lernen, welches wir noch nicht kennen.

Iseosee - Hafen Iseo

Am See, vor allem am östlichen Ufer, gibt es noch etliche Campingplätze, die geöffnet sind. Aber alle, die wir anfahren, sind entweder voll oder mit einem Camper über 3,5 t nicht zu erreichen. Was nun? Wir fahren zurück, da wir am südlichen Ende von Iseo einen grösseren Platz gesehen haben, der wohl noch geöffnet ist. Eigentlich mögen wir die kleineren Plätze lieber, aber wenn es nirgends Platz hat….wir checken also ein, wechseln nochmals den Stellplatz und wollen ein paar Tage bleiben. Die Gegend lässt sich auch gut mit dem Fahrrad erkunden.

Iseosee -  Stellplatz

Iseo ist ein nettes Städtchen mit engen Gassen und hübschen Restaurants direkt am See und guten Einkaufsmöglichkeiten. Auf unserer Erkundungstour gönnen wir uns dann auch einen Apéro mit einem Glas Fanciacorta, für den die Gegend hier bekannt ist und die diesem „Schaumwein“ seinen Namen gegeben hat. Der Franciacorta wird nach dem fanzösischen Champagnerverfahren hergestellt und schmeckt echt gut. Wie der Champagner unterliegt er strengen Normen und Richtlinien bei der Herstellung.

Iseosee -  Apéro

Das Wetter ist immer noch toll, Sonnenschein jeden Tag, wir werden daher noch zwei Tage länger bleiben. Markus meldet dies an der Rezeption und bezahlt auch gleich. Uns gibt dies die Möglichkeit, ein Weingut zu finden, welches Führungen und Degustationen anbietet. Wir möchten gerne mehr über diesen Francicorta erfahren.

Iseosee - Lagune

Besuch auf dem Weingut Barone Pizzini*

Wir buchen eine Tour auf dem Weingut Barone Pizzini*. Sie waren die Ersten, die ihr Weingut auf Bio umgestellt haben. Die Tour ist auf italienisch, welches ich nicht spreche, aber Markus und der kann übersetzen. Wir sind pünktlich per Fahrrad und Scooter zur Stelle und sehr gespannt.

Iseosee -  Weingut Barrone Pizzini

Leider erleben wir eine der schlechtesten und zugleich teuersten Führungen, die wir je erlebt haben! Die junge Frau, die die Führung durchführt, leiert ihren Text ohne Punkt und Komma runter, Fragen beantwortet sie nicht oder nur kurz angebunden. Auf Markus Bitte, doch etwas langsamer zu sprechen, damit er auch etwas verstehen kann, geht sie gar nicht erst ein. Zum Glück haben wir etwas Ahnung von der Materie und können uns die Prozesse auch so erklären. Auch die nach der Führung stattfindende Verkostung ist eher lieblos.

Iseosee -  Degustation

Fazit: Die drei Franciacortas, die wir probieren durften, sind ausnahmslos super. Die Führung ist leider nicht zu empfehlen. Da hat man mehr davon, sich drei Flaschen von Barone Pizzini im Supermarkt zu kaufen und gemütlich beim Camper zu trinken. Dann muss auch keiner mehr fahren….

Lästige Insekten

Was auch noch überaus lästig ist hier am See, sind die allgegenwärtigen Tigermücken. Es dauert eine ganze Weile, bis wir kapieren was da läuft. Die Biester sind so klein, dass man sie weder sieht noch hört. Wir bemerken einfach, dass wir, also auch ich, mehr und mehr übelst juckende Mückenstiche haben. Und dann erwische ich so ein kleines Mückending und wir sehen eindeutig, dass es sich um Tigermücken handelt. Das Schlimme: sie stechen ausschliesslich am Tag und vor allem mehrfach. Markus hat sicher pro Bein mehr als 50 Stiche und wenn sie mich anfallen, will das was heissen: ich kriege nie was ab, wenn Markus dabei ist. Wir werden also doch nur einen Tag länger bleiben, leider bekommen wir das bereits bezahlte Geld nicht zurück, müssen dafür aber nicht schon um 10 Uhr das Feld räumen, hat auch was.

Chiavenna

Es geht Richtung Norden. Wir hoffen, weit weg von den lästigen Tigermücken zu kommen. Wir wählen als Route die Ostseite am Comersee entlang und überlegen kurzzeitig, wenn wir was Schönes sehen, dort einen Stellplatz zu suchen. Aber, diese Route entlang des Sees besteht praktisch nur aus Tunnel, lediglich unterbrochen, wenn die Strasse über eines der schmalen Täler zwischen den Bergen führt. Vom See sehen wir praktisch nichts.

Chiavenna am Fusse des Splügen- und Malojapass ist nicht mehr weit entfernt und gemäss CampingApp gibt es dort einen städtischen Stellplatz. Dieser Stellplatz ist kostenlos, ruhig gelegen und nur fussläufig vom Zentrum entfernt. Den Supermarkt gibt es gleich nebenan, Wasser kann aufgefüllt werden, ebenso gibt es eine Dumpingstation. Für uns perfekt.

Chiavenna - Stellplatz

Es ist noch Zeit für einen kurzen Spaziergang in das hübsche Städtchen und eine Pizza. Danach verbringen wir eine ruhige Nacht. Bevor wir weiterfahren und zwar in die Schweiz, kaufen wir noch eine Bresaola, die kommt nämlich von hier und ist super lecker. Bresaola ist ein luftgetrockneter Rinderschinken. Sie hat ihren Ursprung im 15. Jhd. und wird auch heute noch nach diesem überlieferten Wissen hergestellt.

Chiavenna - Abendspaziergang

Wir fahren Richtung Splügenpass und müssen bald umkehren, unser Grosser ist etwas breiter als auf dem Strassenschild angegeben und da dieser Pass steil und eng ist, sowie mit spitzen Kehren aufwartet, nehmen wir lieber die weniger schwierige Route über den Malojapass in Richtung Silvaplana und St. Moritz. Sicher ist sicher!

Maloja-, Julier- und Oberalppass – eine Drei-Pässe-Fahrt

Die quasi dritte Etappe unserer Reise wird eine Drei-Pässe-Fahrt mit einer Übernachtung, wie gesagt, nicht geplant, es hat sich so ergeben.

Malojapass (1812 m ü M)
Malojapass - Passhöhe

Der Malojapass verbindet das Bergell mit dem Engadin und ist vor allem bei Fotografen ein beliebtes Fotomotiv auf Grund seiner 22 engen Serpentinenkuren. Schon zur Römerzeit wurde er als Zubringer zum Julierpass und damit als Verbindung nach Tirol genutzt. Im 14. Jhd. war er dann die bevorzugte Reiseroute für den Warentransport der Nürnberger Kaufmannsfamilie Stromer. Der Bau einer modernen Strasse begann 1827, gegen Ende des 19 Jhd. zählte man immerhin monatlich 12 000 Pferde in Transportkollonen, die diesen Pass benutzten. Schon damals fuhr eine Postkutsche 2 mal wöchentlich die Strecke. Heute erfolgt kein Warentransport mehr über den Pass, es gibt ja jetzt den St. Gotthard- und auch den San Bernardinotunnel.

Malojapass - Sylvie - Grand Tour

Uns gefällt die Fahrt über diesen Pass sehr gut, wir durchfahren eine wunderschöne Landschaft. Auf Schweizer Seite endet der Pass im gleichnamigen Ort. Die Strasse führt uns nun vorbei an den Oberengadiner Seen: Silsersee und Silvaplanasee. Diese Seen sind bei Wassersportlern beliebt, weht doch hier zuverlässig berechenbar der sogenannte Malojawind, der Talwind des Bergell. Er kommt jeweils gegen 11 Uhr und weht bis zum Sonnenuntergang.

Silvaplana

Wir suchen uns eine gute Parkmöglichkeit und wandern etwas am Silsersee entlang. Die Sonne scheint, allerdings ist der Wind so stark und kalt, dass unser geplantes Picknick nach der Wanderung in unserem Grossen stattfindet. Nach dieser Stärkung nehmen wir die zweite Etappe des heutigen Tages in Angriff: wir biegen in Silvaplana ab auf den Julierpass.

Julierpass (2284 m ü. M.)
Julierpass - Ausblick Berge

Durch Funde von römischen Münzen und Säulenresten auf der Passhöhe konnte belegt werden, dass der Pass schon von den Römern benutzt wurde. Später trat er in Konkurrenz zum Septimerpass, behielt aber dann die Oberhand, da der Julierpass eine wichtige Verbindung zum Engadin und den Oberengadiner Kurorten darstellte. Die Passhöhe ist Teil der Eruopäischen Wasserscheide. Die Flüsse auf der einen Seite entwässern in den Rhein, die auf der anderen in die Donau.

Julierpass - Markus

Der Pass ist offener als der Malojapass, wir können weit ins Tal schauen und sehen, dass hier die Herbstfärbung des Laubs deutlicher zu sehen ist als auf der Strecke durch die französischen Alpen. Wir finden dann auch eine Stelle, die geeignet ist, anzuhalten und ein paar Fotos der schönen Gegend zu machen.

Julierpass - Bäume

Wir wollen am nächsten Tag über den Obaralppass fahren, daher orientieren wir uns nach einer Fahrt entlang der Albulaschlucht und des Hinterrheins in Richtung Ilanz. Ilanz ist die erste Stadt am Rhein, der hier noch Vorderrhein genannt wird. Ich finde es spannend, mir vorzustellen, dass genau dieses Wasser irgendwann bei uns in Basel vorbeikommen wird.

Ilanz bietet zum Einen in Schluein einen neu angelegten Stellplatz für autarke Wohnmobile. Einziger Nachteil: er liegt direkt an der Strasse, bietet aber Gelegenheit, zu dumpen oder Wasser aufzufüllen. Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit: Der „provisorische“ Stellplatz liegt etwas ausserhalb von Ilanz direkt neben dem Tennisplatz. Infrastruktur gibt es hier keine, dafür ist der Platz sehr ruhig. Wir gönnen uns ein Raclette, bevor wir uns zu unserer letzten Nacht in unsere Betten verkriechen…..

Ilanz - Stellplatz

…und wunderbar schlafen.

Oberalppass (2046 m ü. M.)
Oberalppass - Serpentine

Der Oberalppass verbindet Sedrun/Disentis im Kanton Graubünden mit Andermatt im Urserental. Schon im frühen Mittelalter wurde der Pass begangen, allerdings blieb er Jahrhunderte lang unbedeutend und war nur ein Saumpfad. Erst 1863/1864 und auf Druck aus Bern wurde aus strategischen Gründen eine Strasse gebaut und dadurch der Tourismus belebt. Die Passstrasse hat jeweils Wintersperre, die Furka-Oberalp-Bahn fährt ganzjährig.

Oberalppass - Hinterrhein

Auch dieser Pass bietet immer wieder überwältigende Ausblicke sowohl auf die zurückgelegte Strecke als auch auf die unglaubliche Bergwelt. Wie klein und unbedeutend sind wir doch in Anbetracht dieser riesigen Berge. Wir überlegen kurz, zur Rheinquelle zu wandern, verwerfen diese Idee jedoch. Es hätte eine weitere Nacht bedeutet und so muss diese Wanderung verschoben werden.

Oberalppass - Passhöhe

Oben auf der Passhöhe ist einiges los, auch wir machen hier Halt. Muss einfach sein.

Andermatt

Dies wird nun definitiv der letzte Halt auf unserer Tour. Auf dem Weg nach Italien oder zurück kommt man unweigerlich durch diesen Ort, wenn man nicht durch den Strassentunnel sondern über den St. Gotthardpass fährt. Andermatt ist das grösste der drei Dörfer im Urserntal und liegt an der Kreuzung der Passrouten von Nord nach Süd und von West nach Ost. Erstmals urkundlich erwähnt als Kolonie der Walser im Jahre 1203 ist Andermatt heute eine beliebter Ferienort im Sommer wie im Winter. Im Ortskern entdecken wir noch schöne alte Holzchalets – typisch Schweiz eben.

Andermatt - Chalets

Andermatt - Dorf

Nach einer ausgiebigen Besichtigung und Kaffeepause in einem der schönen Restaurants fahren wir nach Hause und würden doch gerne sofort wieder losfahren. Hin-und-zurück, wie immer.

*Bericht enthält unbezahlte Werbung

LASS UNS IN VERBINDUNG BLEIBEN!

Die neuesten Blogposts direkt per Mail in deine Inbox.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert