Ohrschwihr - ein Dorf im Elsass
Fotografie,  Frankreich

Elsass – ein Wochenendausflug

Kirche Saint-Jacques-le-Majeur in Hunawihr - Elsass

Wir wohnen 400 m von der französischen Grenze entfernt. Ich fahre täglich ein kleines Stück durch Frankreich zur Arbeit und doch ist das Elsass eine Region, die wir wenig besuchen. Vielleicht weil es so selbstverständlich ist, hier im Dreiländereck von Frankreich, Schweiz und Deutschland zwischen den Ländern hin und her zu wechseln und die Berge von Vogesen und Schwarzwald immer vor der Nase zu haben?

Jedenfalls hat das Elsass viel zu bieten und ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Das Elsass ist unterteilt in das Untere Elsass (Bas-Rhin), mit der Europastadt Strasbourg (Strassburg), das Obere Elsass (Haut-Rhin) mit den alten elsässischen Städten Colmar (Colmar) und Mulhouse (Mühlhausen). Die Vogesen erstrecken sich im Westen des Elsass und grenzen an Lothringen, im Osten bildet der Rhein die Grenze zu Deutschland. Es erstreckt sich vom Sundgau im Süden bis an die Grenze zur Pfalz in Deutschland im Norden. Dort befindet sich das Biosphärenreservat Pfälzerwald – Nordvogesen. Es wurde 1998 als erstes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat von der UNESCO in Europa ausgewiesen.

Die Oberrheinische Tiefebene und die steil aufragenden Vogesen bestimmen das Landschaftsbild und natürlich die vielen Weinberge entlang der Route des Vins, der Elsässischen Weinstrasse mit ihren pittoresken Weindörfern.

Wir haben uns daher aufgemacht, auf dieser Weinstrasse ein bisschen umherzufahren, weil wir sehen wollen, was es zu entdecken gibt..

Orschwihr – ein Weindorf im Süden der elsässischen Route des Vins

Zuerst landen wir in Orschwihr, ein kleines Weindorf im Süden der Weinstrasse. Es liegt malerisch eingebettet zwischen Weinbergen und trockenen Hügeln, geprägt durch ein mediterranes Mikroklima. Im unteren Teil des Dorfes kann man noch viele Winzerhäuser aus dem 16. – 18. Jahrhundert bewundern. Der obere Teil war seit jeher den Arbeitern und kleinen Winzern vorbehalten.

Ohrschwir - Gesamtbild

Ein Grossteil der Lagen am Bollenberg und Pfingstberg zählen zu den sogenannten „Grand Crus d’Alsace“. Oben auf dem Bollenberg thront eine kleine Kapelle, auch als Hexenkapelle bekannt. Von dort oben bietet sich ein herrlicher Blick, sowohl auf Orschwihr, als auch auf die Rheinebene. An klaren Tagen kann man bis zu den Alpen blicken. Ein kleines Naturschutzgebiet lädt zum Spazieren gehen ein.

Orschwihr - Ausblick mit Kirche

Ohrschwihr - Ausblick auf Pfingstberg

Turckheim – in nächster Nähe zu Colmar

Unsere nächste Station ist Turckheim. Turckheim liegt etwa 7 km von Colmar entfernt und ist eine kleine Stadt mit ihren knapp 4000 Einwohnern. Auch hier finden sich die malerischen Fachwerkhäuser und eine Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert. Von Mai – Oktober dreht jeden Abend der singende Nachtwächter seine Runden. Natürlich freut er sich über Begleitung.

Turckheim

Auch in diesem Ort finden sich wieder Lagen der „Grand Crus d’Alsace“. Weinproben direkt bei den Winzern werden angeboten und diese Gelegenheit sollte niemand auslassen. Uns schmeckt vor allem der Cremant d’Alsace, von dem wir auch gleich ein paar Flaschen für zu Hause mitnehmen.

Riquewihr – mittelalterlicher Ort mit Charme

Diesen mittelalterlichen Ort sollte man auf keinen Fall verpassen. Als eines der schönsten Dörfer Frankreichs gekürt, findet man hier Fachwerkhäuser deren Entstehung vom 13. bis ins 18. Jahrhundert reichen. Die Stadtmauer ist ebenso erhalten wie der Dolder, ein ehemaliger Verteidigungsturm aus dem 13. Jahrhundert und nun Sitz des Musée du Dolder mit seinen jahrhundertealten Waffen. Im Diebesturm aus dem 14. Jahrhundert kann man Folterwerkzeuge besichtigen, diese sind aber sicherlich nicht jedermanns Sache.

Riquewihr - Häuser

Kurz: Riquewihr ist ein bewohntes Freilichtmuseum. Wenn man durch die Gassen schlendert, erwarten den Besucher zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten mit Spezialitäten der Region, an jeder Ecke laden die Winzer zur Weinprobe ein und den Hunger kann man in den vielen Restaurants stillen. Wunderbar und köstlich sind auch die frischen Macarons, die es in der Boulangerie, der Bäckerei, zu kaufen gibt.

Riquewihr - Schild Weinhandlung

Es wundert nicht, dass Riquewihr eines der meistbesuchten Dörfer des Elsass ist. An schönen Tagen und am Wochenende ist es nicht nur Ziel vieler Touristen, sondern auch von den Elsässern selbst. Es wird daher oft ganz schön voll auf der Hauptstrasse. Allerdings und das ist das Schöne: verlässt man die Hauptstrasse, findet man sich fast alleine in den illustren Gassen wieder. Die Häuser sind genauso schön mit Blumen geschmückt und es fällt leicht, sich in frühere Jahrhunderte zurück versetzt zu fühlen.

Riquewihr - Gasse

Der alte Ortskern ist autofrei. Rund um die Stadtmauer finden sich mehrere kostenpflichtige Parkplätze, die die Autos der vielen Besucher aufnehmen. Aber keiner ist weit von einem Eingang durch die Stadtmauer entfernt.

Hunawihr – mit einer Kirche hoch über dem Dorf

Nach dem ganzen Trubel in Riquewihr besuchen wir das nur 2 km entfernte und viel ruhigere Hunawihr. Wie Riquewihr ist es als eines der schönsten Dörfer Frankreichs – Plus Beaux Villages de France – ausgezeichnet worden.

Hunawihr gesamt

Hunawihr - die drei Burgen

Hoch über dem Dorf steht die Kirche Saint-Jacques-le-Majeur (15. und 16. Jahrhundert), der die Kirche umgebende befestigte Friedhof steht unter Denkmalschutz. Als Bergfried diente sie den Winzern in früheren Zeiten als Zuflucht bei Angriffen von Feinden.

Hunawihr - Reben neben der Kirche

Das Dorfbild wird geprägt von den Winzerhäusern, deren Giebel zur Strasse zeigen. Das Erdgeschoss mit den Kellern ist gemauert, erst im darüberliegenden Stockwerk, wo sich die Wohnräume befinden, sieht man Fachwerk. Kleine, enge Höfe, meist aus dem 16. – 18. Jahrhundert machen alles komplett.

Hunawihr - typisches Winzerhaus

Was man noch besichtigen kann, sind der Schmetterlingsgarten und der Naturoparc – dort setzt man sich für den Erhalt der regionalen Artenvielfalt ein wie ZB dem Storch, dem Fischotter oder dem Grossen Hamster.

Col du Wettstein und Route des Crêtes

Nun geht es wieder Richtung Heimat über den Col du Wettstein. Wir möchten die Route des Crêtes für den Rückweg befahren. Die Vogesenhochstrasse wurde 1915 von den französischen Truppen als strategische Nord-Süd-Verbindungstrecke erbaut. Sie führt über den Vogesenkamm und bietet atemberaubende Ausblicke, da die Vogesen auf ihren Gipfeln nur wenig bis gar nicht bewaldet sind. Obwohl die Vogesen ein Mittelgebirge sind, bekommt man den Eindruck im Hochgebirge zu sein. Dass hier auch Gämsen beobachtet werden können, erstaunt nicht.

Col du Wettstein

Soldatenfriedhof - Col du Wettstein

Das Elsass war von jeher stark umkämpft. Mal französisch, dann wieder deutsch, ging es hin und her. Besonders im schrecklichen Stellungskrieg des 1. Weltkrieges fanden hier in den Vogesen viele sinnlose Kämpfe statt, bei denen sowohl Franzosen als auch Deutsche ihr Leben verloren. Zahlreiche Soldatenfriedhöfe, wie der Soldatenfriedhof am Col du Wettstein, finden sich als stumme Zeugen und Mahnmale, Frieden nicht als selbstverständlich zu erachten.

Col du Wettstein - Soldatenfriedhof

Soldatenfriedhof - Col du Wettstein - Kreuze

Ist die Route des Crêtes erreicht, laden zahlreiche Ferme – Auberges zum Einkehren ein und bieten, ähnlich wie die Straussenwirtschaften bei uns, typische Gerichte der Region. Sehr lecker sind die Gerichte mit dem in der Gegend produzierten Munsterkäse. Auch Wanderer kommen hier, dank der vielen Wanderwege, voll auf ihre Kosten. Die Strecke ist bei Motorradfahrer beliebt. In den Wintermonaten ist die Hochstrasse geschlossen, führen doch zahlreiche Skilifte direkt über die Strasse hinweg.

Vogesenhochstrasse - Ferme

Zum Abschluss des Tages geniessen wir unsere abendliche Heimfahrt auf der Route des Crêtes und den wunderschönen Sonnenuntergang hoch oben in den Vogesen.

Sonnenuntergang Vogesen

Wieder einmal hin und zurück und dem Vorsatz das Elsass bald wieder zu besuchen…

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